Cannondale Moterra 1 LT im Härtetest

Was für ein Biest! Das Moterra macht im ersten Eindruck keine halben Sachen: Auffällig Gelb lackiert, wuchtig im Erscheinungsbild, da weiß man gleich, woran man ist. Wir haben uns in den Wienerwald geworfen, um zu schauen, ob dieses E-Bike hält, was dessen Auftritt verspricht.

Die Eckdaten


  • Cannondale Moterra LT 1
  • Full Suspension E-MTB
  • Bosch Performance Line CX - Motor
  • 160mm Federweg vorne und hinten
  • Komplette XT-Ausstattung

Das Moterra 1 LT ist das Topmodell in Sachen elektrifisierter E-Bikes aus dem Hause Cannondale. Als Antriebseinheit dient der Bosch Performance CX, der leistungsstärkste Motor des deutschen Herstellers. Die Geometrie ist aggressiv, der Radstand lang, vorne und hinten stehen 160mm Federweg zur Verfügung und werden von Fox (Factory 36 vorne und Evol hinten) standesgemäß verwaltet. Am breiten (!) Lenker sitzt das Purion-Display, mit dem man puristisch den Motor zügelt, außerdem ist linkerhand die Fernsteuerung für den Leve-Dropperpost verbaut.

Darf ich vorstellen? Die Eiserne Hand

Moterra LT, darf ich vorstellen? Die Eiserne Hand

Am Unterrohr ist der Akku recht elegant in den Rahmen eingebaut, und zwar von unten. Man braucht einen Schlüssel, um den Akku zu entfernen, das geht sehr leicht, einem schnellen Tausch am Trail steht also nichts im Weg. Der Akku sitzt sicher und wird von einem breiten Gummiband vor Einschlägen geschützt. Der Motor sitzt schön tief, der Schwerpunkt ist sehr weit unten, das hat hervorragende Auswirkungen auf die Fahreigenschaften.


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Bereifungstechnisch ist man vorne mit der Magic Mary, hinten mit dem Hans Dampf unterwegs, beide Reifen passen hervorragend, auch wenn sie ungewohnt schmal in dem doch sehr wuchtigen Fahrgestell wirken. Gebremst wird via Shimano XT, die Bremsscheibe hat vorne 200 und hinten 180mm, das reicht für eine saftige Verzögerung. Die Ausstattung wird von der 11-Fach XT-Schaltung abgerundet. Insgesamt gibt es nicht viel zu meckern, was den Aufbau angeht, der einzige Schwachpunkt an dieser Stelle ist das Laden des Akkus: Man kann ihn theoretisch im Rahmen lassen und mit dem mitgeliefertem Adapter aufladen, aber große Freude macht das nicht. Das Reinfummeln des Ladesteckers erfordert beinahe chirurgische Präzision (und ein Geduldsniveau, das niemand von uns hat), es ist schneller und einfacher, den Akku einfach rauszunehmen.

Wie fährt sichs?


Die ersten Meter (auf Asphalt) rolle ich ohne Motor, es fällt auf, dass man zwar bissl mehr kurbeln muss, als bei leichteren Rädern, aber wenn man mal auf Tempo kommt, gehts. Eine erste Überraschung. Aber natürlich ist dieses Radl nicht für die Straße gedacht, sondern hat sich Besseres verdient, also ab in den Wald. Über die Eiserne Hand. Das ist nämlich einer der ganz direkten Wege in den Wald, Strava sagt 14,3% Steigung im Schnitt, ein erster Test. Und das Moterra schupft ihn mit Bravour. Danach gehts Richtung Leopoldsberg, ich verlasse die befestigten Wege und mache das Hinterholz unsicher. Das Moterra zieht souverän seine Spur, auch wenn es phasenweise ziemlich gatschig ist. Die Anstiege bin ich im Tour-Modus (dem zweiten von insgesamt 4 Modi, darüber gibt es noch Sport und Turbo, darunter Eco) unterwegs, nur bei einem steilen, rutschigen Stück wechsle ich in den Turbomodus, um die volle Power des Aggregats zu nutzen. Schließlich bin ich definitiv kein Leichtgewicht, das Moterra schiebt mich aber auch diesen kurzen Weg nach oben. Das macht schon mal Spaß, das schafft Vertrauen.

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Bei einer anderen Ausfahrt bin ich mit anderen Leuten unterwegs, als Einziger mit E-Antrieb. Das ist zwar schummeln, das Kondidefizit meinerseits lässt aber nichts anderes zu. Aber: E-MTB und MTB, da muss man ein wenig Rücksicht aufeinander nehmen. Im Eco-Modus ist die Anstrengung für mich moderat, in jedem höheren Modus würde ich das Uphill-Tempo der Gruppe sprengen und wäre wesentlich flotter unterwegs. Aber im konkreten Fall passt es gut zusammen, so bin ich für die Abfahrten schön frisch, und die Abfahrten sind der Bereich, die am Moterra LT einen richtig depperten Grinser ins Gesicht zimmern.

Möchtest du das Moterra testen? Schreib uns eine Mail an office@starbike.at oder ruf uns unter 01 / 219 85 60 an und mach dir einen Termin aus!

Schwerpunkt, Geometrie, Tempo


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In Weidlingbach am Flow- und Fun-Trail bin ich mit dem Moterra so schnell unterwegs wie mit kaum einem anderen Bike. Der tiefe Schwerpunkt sorgt für viel Traktion in Kurven, Anliegerkurven nimmt man mit Schwung und Genuss und das Fahrwerk schluckt kleine und große Schläge. Kleines Wurzelwerk ist diesem Fahrrad völlig egal, man ist sehr sicher unterwegs und testet seine eigenen Limits aus. Lediglich bei Sprüngen merkt man, dass man mit zusätzlichem Gewicht unterwegs ist, aber ich gebe zu, dass Springen wirklich nicht meine Paradedisziplin ist, und andere scheint das nicht zu stören.

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Das Moterra ist insgesamt mit einem relativ langen Radstand und einem relativ slacken Steuerwinkel konzipiert (also mit moderner MTB-Geometrie), nichts Radikales, aber durchaus progressiv. Das ist bei offenen Trails mit bissl Platz sehr super zu fahren, wenns ein wenig enger wird, muss man sich wieder konzentrieren. Der tiefe Schwerpunkt ist auch hier prinzipiell eine gute Sache, aber im Vergleich zu einem unmotorisierten MTB muss man mehr investieren, um das Moterra um die Kurven zu schnalzen. Bei weitem nicht träge, aber man merkt den Unterschied. Im Gatsch hätte ich mir ein wenig mehr Grip gewünscht, dafür ist vor allem die Magic Mary aber einfach nicht gemacht, sonst lässt das Moterra im Downhill-Betrieb kaum Wünsche offen. Man kann es sich mit diesem Fahrrad ordentlich gut gehen lassen, vor allem auch, weil die Beine einfach frischer sind, wenn man sich nicht den Berg hinaufgequält hat.

Für wen ist dieses E-Bike?


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Bevor man sich mit dem Kauf eines solchen Bikes auseinandersetzt, sollte man ein paar Dinge wissen bzw. sich ein paar Fragen stellen. Das Fahren mit einem E-Motor fühlt sich ein wenig anders an, als ohne Motor, vor allem bei Bosch. Das geht über die offensichtliche Unterstützung beim Treten hinaus. Zum Beispiel bekommt man einen kleinen "Startboost", wenn man ins Pedal tritt, das hilft in steilem Gelände, wieder auf den Bock zu kommen, wenn man mal eine Pause gemacht hat. Fährt man enge Kurven bergauf, kann es passieren, dass dieser Boost auch kommt, wenn man eigentlich nur die Pedalposition korrigieren wollte. Trackstands zu üben ist mit dem E-Motor auch nicht die beste Idee 😉 Das ist aber eine Frage der Gewohntheit und schnell im Blut.

Mit einem E-Bike mit "normalen" Bikes mitzufahren ist normalerweise keine gute Idee, man ist einfach, beinahe unabhängig von der Fitness der Mitfahrenden, bergauf deutlich schneller. Das heißt, wenn man gerne mit anderen fährt, sollte man schauen, dass auch die Buddies entsprechend aufrüsten.

Das Display zeigt permanent an, wieviel Reichweite noch übrig bleibt, und das ist das Einzige, was mich tatsächlich ein wenig "gestört" hat. Weil ich beim Radfahren eigentlich gerne ohne Gadgets unterwegs bin. Mit dem praktischen Rechner von Bosch kann man sich ausrechnen, wie weit man kommt, man kann das Gelände einstellen, das eigene Gewicht, etc, etc. Aber wenn man gerne mal im Wald eine unbekannte Abzweigung nimmt oder auf die Zeit vergisst, dann ist das Mitführen eines Ersatzsakkus wahrscheinlich eine gute Idee. Am Trail ist er beim Moterra irrsinnig schnell gewechselt. Denn wenn der Akku mal leer ist, geht der Fahrspaß im Flachen und Bergauf schnell in den Keller, das ist mir bei einer Ausfahrt passiert, das möchte man vermeiden.

Ein Spaßgerät


Den großen Vorteil vom Moterra können jene nutzen, die nicht viel Zeit fürs Radeln haben: Wenn man zum Beispiel 2 Stunden zur Verfügung hat, kann man an einem Ort wie Weidlingbach statt 2 oder 3 Loops locker 5, 6, 7 Auffahrten und Schleifen schaffen und kommt somit auf mehr Downhill-Kilometer. Wenn man zum Beispiel eine Transalp-Tour plant, kann man die tägliche Reichweite vergrößern, vor allem, wenn man mit einem zweiten Akku unterwegs ist und bekommt so noch mehr schöne Eindrücke zu sehen. Für PuristInnen des Sports ist das Moterra LT natürlich nichts, wenn man aber gerne Neues entdeckt und dem Lieblingshobby neue Facetten abgewinnen möchte, dann sollte man diesem Cannondale auf jeden Fall ein paar Testkilometer gönnen.

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Danke an Walter Bergen für die Fotos (Detailsfotos und Coverfoto)!

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